Dramaturgie (Struktur, Perspektive)

Die Struktur des Romans:

Für die Fachleute: Der Roman folgt dem klassischen Regeldrama mit fünf Akten:

1.Exposition
Der Konflikt kündigt sich aus einem geordneten, vorgeplanten Karriereweg in den Reibereien des gebildeten, von der Aufklärung geprägten Helden mit den Funktionären und Parteimitgliedern an. Insbesondere sein Hedonismus und sein Ausweichen vor wirklichen Konfrontationen deuten hier bereits auf die Katastrophe hin.
2. Komplikation
Die Flucht ins Fliegen bereitet zwar kurzfristige Befreiung, aber die Einbettung in die Wehrmacht und das strenge Regiment der hierarchischen Struktur lässt ihm wenig Spielraum. Diese Einengung, verbunden mit den Kompetenzstretigkeiten einer zu schnell aufgebauten Struktur verstärkt die Probleme.
3. Peripetie
Das Glück, das der Held immer hatte und das ihn sicher aus jeder Situation befreite, wendet sich. Gerade das bisherige Vertrauen, jede kritische Situation durch glückliche Zufälle meistern zu können, lässt ihn unvorsichtig werden.
4. Retardation
Die Schwierigkeiten gehen in der Hektik der Kriegsalltags unter. Gemeinsam erlebte körperlichen Strapazen und Leiden drängen die eigentlichen Probleme in den Hintergrund. Die 'Action' überrollt jeden intriganten und kleinlichen Versuch, die Macht über Menschen zu erlangen.
5. Katastrophe
Der verlorene Krieg und der damit verbundene Wegfall des äußeren, festen Rahmens erzeugen Chaos. Die psychischen Probleme (Wegfall der Reputation, der Bewunderung und der Betreuung) führen zur persönlichen Katastrophe.

Perspektive und Schreibstil

Das gesamte Buch ist aus der Perspektive des Helden in der dritten Person geschrieben. Es gibt keine Zeitsprünge und keine Szenenwechsel mit Cliffhangern. Diese, in Fließbandromanen häufig verwendete Technik, wird bewusst nicht angewendet, weil ich denke, dass das ein zu durchsichtiges Mittel ist, Spannung zu erzeugen. Es gibt auch keine Andeutungen der Form: 'Was er gemacht/gesagt hat, sollte sich im späteren Verlauf noch schlimm/gut auswirken'. Der aufmerksame Leser wird jedoch merken, dass viele Geschehnisse einen starken Bezug zu späteren Ereignissen haben, statistisch häufiger als es das richtige Leben bietet.

Vorwiegendes Element ist der Dialog. Dadurch entsteht stellenweise der Charakter eines Drehbuchs. Gedanken des Helden über die Welt nehmen einen zusätzlichen Raum ein. In der dritten Person gelingt es leichter, dem einen ironischen Aspekt zu geben. Auffallend ist, dass die Gedanken im Absatz häufig von der dritten Person in die direkte Rede wechseln. Das wird immer benutzt, um eine beschleunigte Situation anzuzeigen. Hier werden die Sätze oft auch kürzer und unvollständig.

Der Schreibstil entspricht nicht der gewählten Zeit. Er ist eher etwas salopp und trifft damit nicht die etwas behäbigere Form, die in der zeitgenössischen Literatur vorgeherrscht hat. Ich finde, dass der gewählte Stil das Lesen spannender und erfrischender hält.

Viel benutzt wird auch das 'Eisbergprinzip', wie es Hemingway formuliert hat. Die Absicht dahinter ist, den Leser zum eigenen Denken anzuregen.

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© 2016 Friedrich Haugg